Eine kurze Geschichte über die in den 20er Jahren berühmte Volkssängerin und Chansonette Claire Waldoff, die auch was mit Stuttgart zu tun hat
Obwohl Claire Waldoff in Gelsenkirchen im Ruhrgebiet geboren ist, wurde sie erfolgreich mit Chansons, die im Berliner Dialekt vorgetragen wurden. 1906 erfolgte der Umzug nach Berlin und sie debüttierte zunächst bei Theatern als Schauspielerin. Waldoff wechselte 1907 zu den Cabaretts und hatte schlagartig Erfolg mit ihrem unverwechselbaren Stil. Die eingängigen Melodien und ihre besondere Stimme machten die Lieder der „Berliner Göre“ in allen Berliner Kreisen zu eingängigen Schlagern.
Claire Waldoff schrieb keine Texte selber, sondern sang Lieder von etwa 15 Komponisten und 25 Liedtextern, wie zum Beispiel von Walter Kollo und Willi Kollo, Eduard Künneke, Heinrich Zille und Kurt Tucholsky, mit dem sie eng befreundet war. Ihre Texte wären heute abermals angesagt, da sie gerne über gesellschaftliche Reizthemen sang wie lesbische Liebe oder Gleichberechtigung.
Eines ihrer Erfolgslieder, „Hermann heeßt er“, bekam vom Volksmund eine weitere Strophe auf Hermann Göring hinzugedichtet: „Rechts Lametta, links Lametta und der Bauch wird immer fetta und in Preußen ist er Meester – Hermann heeßt er!“ Dies trug unter anderem zum Missfallen der neuen Nazimachthaber ein und ihre Auftrittsmöglichkeiten wurden immer geringer, vor allem ab 1936. Nach Kriegsende konnte sie ihre Karriere nicht mehr neu starten.
1917 lernte sie in Berlin Olga von Roeder kennen. Die beiden waren ein Mittelpunkt des damals ausgiebigen lesbischen Nachtlebens und der kulturpolitischen Bewegung im Berlin der 1920er Jahre. Bis zu ihrem Tod blieben sie beieinander. Claire schrieb über sie in ihren Memoiren: „Wir hatten beide das große Los aneinander gezogen“. […] „Olly ist überhaupt ein seltener, lauterer Charakter, ein wunderbarer Mensch“.
1957 starb Claire, 1963 Olga. Beide sind zusammen aufbewahrt im Kolombarium des Stuttgarter Pragfriedhofs.